Selbsthilfe-Studie: Umfassende Elternbefragung deckt erhebliche Informationsdefizite auf- Unterstützungsangebote für Familien mit chronischen kranken Kindern sind kaum bekannt

Die Eltern der rund zwei Millionen Kinder in Deutschland mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen wissen zu wenig über die zahlreichen Unterstützungsangebote. Das zeigt die aktuelle Studie "Familie im Fokus", die am 12. Dezember 2014 auf der Selbsthilfetagung des AOK-Bundesverbandes in Berlin vorgestellt wurde. Für die vom AOK-Bundesverband finanzierte Studie hat die Universität Hamburg-Eppendorf im Auftrag des Kindernetzwerks fast 1.600 betroffene Familien befragt. Die Studienergebnisse zeigen erhebliche Wissensdefizite bei den betroffenen Familien auf. So haben beispielsweise 78 Prozent der Eltern keine Kenntnis über bestehende Maßnahmen zur Familienentlastung. Nur einem Drittel der Befragten ist bekannt, dass es Leistungen zur Frühförderung gibt. „Die Studie macht deutlich, dass es ein großes Beratungs- und Informationsdefizit gibt. Diese Lücke muss geschlossen werden“, betonte Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes, im Rahmen der Selbsthilfetagung. „Hier seien auch die Kranken- und Pflegekassen in der Pflicht, so Deh weiter.

Die Umfrage zeigt deutlich: Die Betreuung der Kinder verlangt den Erziehungsberechtigten viel ab. 40 Prozent der Eltern können ihr Kind nie unbeaufsichtigt lassen, 30 Prozent nicht länger als eine Stunde. Besonders gefordert sind dabei die Mütter. Sie sind in rund 80 Prozent der Fälle die Hauptbezugsperson. Neben den normalen Verpflichtungen, die die Kindeserziehung mit sich bringt, sind die betroffenen Familien in ihrem Alltag noch stärker gefordert. Rund 83 Prozent der Eltern klagen über bürokratische Hürden. Für 66 Prozent stellen die ständigen Fahrten zu Ärzten einen zusätzlichen Kraftakt dar.

Noch niemals konnte in einer Studie in solch breiter Weise gezeigt werden, wo genau in Deutschland administrative, organisatorische, strukturelle und sozialrechtliche Hindernisse Familien mit kranken Kindern im Alltag besonders belasten, so die Initiatoren. Die Ergebnisse der Studie gibt es hier bei uns zum Download.

Noch ein besonderer Hinweis zur Studie: Trotz ihrer breiten Streuung über verschiedene Multiplikatoren wie beispielsweise Fachgesellschaften und Social Media hat die Umfrage überwiegend Familien und Eltern erreicht, die sich in der Selbsthilfe engagieren. Man kann also davon ausgehen, dass die Umfrageergebnisse über die gesamte Bevölkerung hinweg sogar noch deutlich schlechter ausfallen würden. Fazit: Es gibt viel zu tun!
(map)
Zurück zur Startseite
Weitere Newsmeldungen
    • Stärkung der Gesundheitskompetenz in Deutschland durch Selbsthilfe
      Ergebnisse einer von der Universität Bielefeld durchgeführten Studie zeigen, dass die Gesundheitskompetenz von chronisch Kranken derzeit eher schlechter ist als die der Gesamtbevölkerung. Die AOK möchte dies ändern und setzt dabei auf die Aktiven in der Selbsthilfe. Am 1. Dezember 2017 diskutierten ...
      Mehr
    • Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen steigen im 1. Halbjahr 2017 um 4,3 Prozent
      Im ersten Halbjahr 2017 sind nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BGM) die Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen (GKV ) in Deutschland um 4,3 Prozent und die Ausgaben insgesamt um 3,7 Prozent gestiegen. Somit ergibt sich für die GKVen ein Überschuss von 1,42 Milliarden. Zum Vergleich...
      Mehr
    • Euro-WC-Schlüssel für barrierefrei Toiletten
      Menschen mit Behinderung, die auf barrierefreie Toiletten angewiesen sind, können aufatmen. Mit dem Euro-WC-Schlüssel sind fast alle Behindertentoiletten in den Autobahnraststätten und Bahnhöfen, öffentlichen Toiletten in Fußgängerzonen, Museen oder Behörden vieler Städte in Deutschland, Österreich,...
      Mehr
    • Neuer Ratgeber: Mein Kind ist behindert – diese Hilfen gibt es
      Der Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e.V., Düsseldorf, hat eine neue Broschüre herausgegeben, die als erste Orientierungshilfe einen Überblick über Rechte und finanzielle Leistungen für Familien mit behinderten Kindern geben will.
      Mehr
    • Gewinnermotive des Malwettbewerbs „Mein schönster Traum“ ausgewählt
      Die Gewinner des Malwettbewerbs für Kinder mit Epilepsie mit dem Thema „Mein schönster Traum“, der von Juni bis Ende Oktober 2016 durchgeführt wurde, sind ermittelt. Traumhäuser, Sonnenuntergänge oder Tiere – gemalt wurde mit Tusche, Buntstiften oder Wachsmalkreide.
      Mehr
    • Jahreskalender „Kleine Galerie“ 2017 erschienen
      Malen ist etwas Schönes. Hier gibt es kein „Das kann ich nicht“. Dies ist vor allem für Kinder, die alltäglich mit einer Körperbehinderung leben, ein wichtiges Erlebnis. Einmal jährlich lädt der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderte e. V. (BSK), Krautheim, behinderte Kinder und Jugendliche zu e...
      Mehr
    • Epilepsie: Patientenratgeber neu aufgelegt
      Patientenbroschüren zum Thema Epilepsie sind eine große Hilfe im Alltagsleben von Betroffenen und für Angehörige. Von der Firma DESITIN Arzneimittel GmbH, Hamburg, werden mittlerweile 14 Patientenbroschüren mit verschiedenen Themen wie „Epilepsie - Anfallsformen“, „Epilepsie und Therapietreue", "Imp...
      Mehr
    • Patienten-Website „krankheitserfahrungen.de“ um das Thema Epilepsie erweitert
      Bereits seit 2011 gibt es die Patienten-Website „krankheitserfahrungen.de“. Hier berichten Menschen mit einer chronischen Erkrankung von ihren Erfahrungen, die sie mit ihrer Krankheit und den Therapien machen bzw. gemacht haben. Die frei zugängliche und unabhängige Internetplattform wird vom Bundesm...
      Mehr
Zum Archiv

Quellen-URL (abgerufen am 28.04.2024 - 00:24): http://www.epiaktuell.de/Soziales/Selbsthilfe-Studie--Umfassende-Elternbefragung-deckt-erhebli.htm
Copyright © 2014 | http://www.epiaktuell.de ist ein Dienst der MedienCompany GmbH. | Medizin-Medienverlag | Amselweg 2, 83229 Aschau i. Chiemgau | Geschäftsführer: Beate Döring | Amtsgericht Traunstein | HRB 19711 | USt-IdNr.: DE 223237239