Risikoaufklärung zeigt Wirkung: Weniger Verschreibungen von Valproat bei Frauen im gebärfähigen Alter

Das Medikament Valproat wird bei verschiedenen Formen der Epilepsie, bei der Therapie von bipolaren Erkrankungen, aber auch Off-Label, d. h. ohne entsprechende Zulassung bei anderen psychiatrischen Erkrankungen und zur Migräneprophylaxe eingesetzt. Seit 35 Jahren ist bekannt, dass die Einnahme von Valproat während der Schwangerschaft zu schweren Fehlbildungen beim Kind führen kann. Entsprechend wurden in den vergangenen Jahren die Warnhinweise erheblich verschärft.

Bisher gab es in Deutschland keine Analysen zu den Auswirkungen der eingeleiteten Maßnahmen auf die Verschreibungshäufigkeit von Valproat. Ein Forscherteam aus Bremen, Hamburg und Berlin ging im Rahmen einer Studie nun der Frage nach, welchen Effekt die Risikoaufklärung auf die Verschreibungshäufigkeit des Medikaments hat. Den Wissenschaftlern wurden für ihre Analysen die Abrechnungsdaten der Jahre 2004 bis 2015 von vier gesetzlichen Krankenkassen zur Verfügung gestellt, aus denen die zeitlichen Trends und Indikationen bei der Verordnung von Valproat bei Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter ermittelt werden konnten. Es zeigte sich, dass 2015 Valproat zwei Dritteln der Mädchen und Frauen (66,9 %) mit der Indikation Epilepsie verordnet wurde, zweithäufigste Diagnose waren bipolare Störungen (13,6 %), danach folgten Migräne und Kopfschmerzen (5,6 %) sowie schizoaffektive Störungen (4,3 %). Unter den Epilepsie-Patientinnen ging der Anteil der mit Valproat behandelten Mädchen und Frauen zwischen 2004 und 2015 kontinuierlich von 26,2 % auf 16,8 % zurück, der Anteil bei Patientinnen mit bipolarer Störung blieb allerdings nahezu unverändert (9,3 % in 2004 vs. 8,0 % in 2015). Die Studie stellt eine wichtige Grundlage dar, um die Wirksamkeit von Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und wo nötig anzupassen, so die Wissenschaftler. 

Valproat-Verordnungen

Quelle: PI BIPBS

An der Studie beteiligt waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS), der Techniker Krankenkasse (TK) sowie des Pharmakovigilanzzentrums Embryotox der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die Studie wurde im Rahmen des Projektes „AMTS in utero“ durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert.

(bd)
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