Wie oft sind neuropsychologische Komorbiditäten bei Kindern mit neu diagnostizierter idiopathischer Epilepsie?

Die idiopathische Epilepsie kann bei Kindern bereits zum Zeitpunkt der Diagnose mit verschiedenen neuropsychologischen Komorbiditäten vergesellschaftet sein. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der University of Ulsan College of Medicine in Ulsan, Korea, in einer retrospektiven Studie mit 97 bislang medikamentös noch nicht behandelten Kindern mit einer neu diagnostizierten idiopathischen Epilepsie. Die 54 Jungen und 43 Mädchen im Durchschnittsalter von 9,7 ± 2,9 Jahren unterzogen sich alle einer neuropsychologischen Testbatterie. Diese bestand aus der „Korean Wechsler Intelligence Scale“, der „Attention Deficit Hyperactivity Disorder (ADHD) Rating Scale“, dem „ADHD Diagnostic System“, dem „Children's Depression Inventory“ und dem „State-Trait Anxiety Inventory for Children“. In ihrer Studie untersuchten die Forscher die Assoziation zwischen den Scores dieser neuropsychologischen Testbatterie und der Epilepsie-Klassifikation, der Lateralisierung der interiktalen epileptiformen Entladungen (IEDs) im EEG sowie verschiedenen mit den Anfällen in Zusammenhang stehenden Variablen. Es zeigte sich, dass 13 Patienten (14,3 %) ADHS-Symptome, 3 Kinder (4,1 %) depressive Symptome und 8 weitere (12,3 %) Angst-Symptome hatten. Die weiteren Analysen ergaben, dass Patienten mit einer idiopathischen generalisierten Epilepsie (IGE) einen signifikant geringeren vollständigen Intelligenz- und IQ-Score aufwiesen als Kinder mit einer idiopathischen lokalisationsbezogenen Epilepsie (ILRE = idiopathic localization-related epilepsy). Bei Patienten mit einer ILRE mit unilateralen IEDs fand sich dagegen ein deutlich höherer vollständiger IQ-Score als bei Kindern mit einer ILRE mit bilateralen IEDs und Studienteilnehmern mit einer IGE. Diese Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder mit einer idiopathischen Epilepsie schon sehr früh zum Zeitpunkt der Diagnose unter verschiedenen neuropsychologischen Komorbiditäten leiden können, so die Autoren. Patienten mit einer IGE und einer ILRE mit bilateralen IEDs im EEG scheinen dabei ein höheres Risiko für eine kognitive Beeinträchtigung zu haben.

(drs)
Zurück zur Startseite
Weitere Newsmeldungen
    • Start für SUDEP-Präventionsprogramm für Kinder
      In Deutschland sterben jährlich ca. 700 Menschen am plötzlichen Epilepsietod SUDEP. Die Ursachen für den anfallsbedingten Herz-Kreislauf-Stillstand sind bisher noch nicht ausreichend erforscht. Aber ein erheblicher Teil könnte bei adäquater Risikovorsorge potenziell vermieden werden.
      Mehr
    • Epilepsie: Notfalltherapie auch bei Kleinkindern
      Akute Krampfanfälle, insbesondere, wenn sie lange anhalten, sind bei Kindern und Jugendlichen mit einem drastisch erhöhten Gesundheitsrisiko assoziiert. Eine mögliche Therapieoption bei diesen gefährlichen Anfällen ist die rektale Verabreichung von Diazepam. Diese in der Regel effektive Behandlung
      Mehr
    • Tübinger Hirnforscher untersuchen Krankheitsmechanismus des Dravet-Syndroms
      Das Dravet-Syndrom ist eine seltene Erkrankung mit 15.000 Erkrankten in Deutschland. Bei dieser genetisch bedingten Form der frühkindlichen Epilepsie leiden die kleinen Patienten bereits im ersten Lebensjahr an schweren epileptischen Anfällen, die Entwicklungsstörungen auslösen. Die Mehrzahl
      Mehr
    • Rare Disease Day 2022 der Tag der Seltenen Erkrankungen
      Am Montag, dem 28. Februar 2022 war wieder der Rare Disease Day 2022, der Tag der Seltenen Erkrankungen. Der Rare Disease Day 2022 stand unter dem Motto "Seltene Erkrankungen (be-)greifen". In Deutschland leben rund 4 Millionen Kinder und Erwachsene mit einer der etwa 8.000 Seltenen Erkrankungen.
      Mehr
    • Neues Medikament zur Behandlung des Dravet-Syndroms in Deutschland verfügbar
      Das Dravet-Syndrom ist eine seltene schwere Form von Epilepsie, die im frühen Kindesalter beginnt. Für Patienten mit dem Dravet-Syndrom steht seit 1. Februar 2021 ein neues Medikament in Deutschland zur Behandlung zur Verfügung. Die Zulassung durch die Europäische Kommission erfolgte im Dezember 202...
      Mehr
    • Nützlicher Kinderpflegekompass
      Eltern chronisch kranker Kinder haben die schwierige Aufgabe, ihr Kind zu pflegen und ihre Versorgung zum Teil jeden Tag neu organisieren zu müssen. Besonders kompliziert wird es aber, wenn Mutter oder Vater selbst einmal krank sind, ins Krankenhaus müssen oder einfach einmal eine Pause brauchen. Hi...
      Mehr
    • Kinder- und Jugend-Rehakliniken nehmen ab sofort wieder Kinder und Jugendliche auf
      Der gemeinnützige Verein „Bündnis Kinder- und Jugendreha e.V. und die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Baden-Württemberg weisen darauf hin, dass alle Kinder- und Jugend-Rehakliniken ab sofort wieder Kinder und Jugendliche aufnehmen. In den 50 Rehakliniken werden Kinder und Jugendliche mit chronisch...
      Mehr
    • Haben Kinder mit Zöliakie ein erhöhtes Epilepsie-Risiko?
      Eine vor Kurzem im „European Journal of Neurology“ publizierte populationsbasierte Kohortenstudie von italienischen Forschern der Universität von Padua in Italien und weiterer wissenschaftlicher Einrichtungen in Italien, Schweden und den USA hat ergeben, dass Kinder und Jugendliche mit einer Zöliaki...
      Mehr
Zum Archiv

Quellen-URL (abgerufen am 05.05.2024 - 20:05): http://www.epiaktuell.de/Epilepsie-bei-Kindern/Wie-oft-sind-neuropsychologische-Komorbiditaeten-bei-Kindern.htm
Copyright © 2014 | http://www.epiaktuell.de ist ein Dienst der MedienCompany GmbH. | Medizin-Medienverlag | Amselweg 2, 83229 Aschau i. Chiemgau | Geschäftsführer: Beate Döring | Amtsgericht Traunstein | HRB 19711 | USt-IdNr.: DE 223237239