Lange Zeit wurde das Thema "Sexualfunktionsstörungen bei männlichen Epilepsiepatienten" wissenschaftlich vernachlässigt. Erst sehr zögerlich begannen die Forscher in den letzten Jahren sich mit dieser Thematik auseinander zu setzen. So wurde bald deutlich, dass sowohl Antiepileptika als auch die Epilepsieerkrankung selbst zu Beeinträchtigungen der sexuellen Funktionen führen können. Trotz dieser Erkenntnis ist die Datenlage hierzu, speziell bei Männern mit Epilepsie, offensichtlich immer noch mangelhaft. Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich in einer medizinischen Fachzeitschrift veröffentlichte Studie der Klinik für Epileptologie und des Instituts für Klinische Chemie und Pharmakologie, Universitätsklinikum Bonn. Die Wissenschaftler werteten verschiedene Fachartikel und Übersichtsarbeiten zum genannten Themenkomplex aus, um den derzeit tatsächlich vorhandenen Kenntnisstand über den Einfluss von Antiepileptika auf die reproduktiven Störungen bei männlichen Epilepsiepatienten zu ermitteln. Es zeigte sich, dass die Datenlage insgesamt immer noch sehr mangelhaft ist. So wurden hinsichtlich des Einflusses auf die Sexualfunktionen bislang fast nur die Antiepileptika Carbamazepin, Oxcarbazepin, Valproat oder Lamotrigin genauer untersucht. Und hierbei sind den Experten in erster Linie die Medikamente Lamotrigin und Valproat aufgefallen, die die männlichen Sexualfunktionen nicht oder nur geringfügig negativ beeinflussen. Inwieweit die Epilepsieerkrankung selbst eine Rolle spielt, ist bis heute immer noch nicht richtig untersucht worden, so die kritische Anmerkung der Wissenschaftler.
(drs)
Abstract aus Der Nervenarzt 2008, 79:1407Zurück zur Startseite