Phasen

Der Ablauf eines typischen Grand mal-Anfalls wird in folgende Phasen unterteilt:

  • Aura (Vorgefühl):
    Ca. 10% der Grand mal-Anfälle werden durch eine Aura eingeleitet. Die Art der Aura wird vom Entstehungsort des Anfalls im Gehirn bestimmt. Sie dauert nur wenige Sekunden an.

  • Bewusstseinsverlust:
    Der Patient verliert plötzlich das Bewusstsein, gleichzeitig tritt gelegentlich ein plötzliches Aufschreien (Initialschrei) auf. Der abrupte Bewusstseinsverlust kann zu schweren Stürzen und Kopfverletzungen führen.

  • Tonische Krampfphase:
    Sie setzt mit dem Bewusstseinsververlust ein. Die gesamte Skelettmuskulatur ist angespannt Zusammengezogen. Es folgt eine totale Überstreckung. In dieser Phase kann es auch zum zeitweisen Atemstillstand durch Verkrampfung der Atmungsmuskulatur kommen. Der Patient kann zyanotisch (= Blaufärbung der Haut) werden. Diese Phase dauert 15-30 Sekunden, führt aber niemals zum Ersticken des Patienten.

  • Klonische Krampfphase:
    Die tonische Phase geht in rhythmische Zuckungen der gesamten Skelettmuskulatur (=Generalisierung) über. Häufig beißt sich der Kranke dabei heftig auf die Zunge oder in die Wangenschleimhaut, wenn diese zwischen die Zähne geraten. Der verstärkte Speichelfluss führt zusammen mit dem krampfartigen Ausstoßen von Atemluft zur Schaumbildung vor dem Mund. Die Zuckungen dauern nur wenige Minuten.

  • Postkonvulsive Phase (Zeit nach dem Anfall):
    Der Patient bleibt bis zu zwei Minuten ohne Bewusstsein. Daran schließt sich oft eine mehr oder weniger lange, bis zu Stunden anhaltende, Schlafphase an (=Terminalschlaf). Bei manchen Patienten kommt es zu einem Dämmerzustand, der durch eine Bewusstseinseintrübung mit Orientierungsschwierigkeiten gekennzeichnet ist. Die Patienten können stark erregt sein. Derartige Zustände halten über Minuten, selten Stunden, vereinzelt länger, an. Nach Wiedererlangen des Bewusstseins empfinden viele Patienten Kopfschmerzen, noch längere Zeit danach auch Muskelkater. Außer an die Aura hat der Patient an den gesamten Anfall keine Erinnerung.

  • Begleitende Phänomene:
    Auch das vegetative Nervensystem wird von dem großen Anfall ergriffen. Erhöhter Speichelfluss, starkes Schwitzen, Harn- und Stuhlentleerung können auftreten. Die Pupillen sind während des Anfalls weit und lichtstarr, d.h. sie verengen sich nicht bei hellem Licht.