Impfen - ja oder nein?

Sind die schweren Infektionskrankheiten bei uns denn nicht längst ausgerottet oder soweit zurück gedrängt, dass Impfen generell nicht mehr nötig ist? Anscheinend beantworten viele Menschen diese Fragen für sich dahingehend, dass sie Impfen nicht mehr für erforderlich halten. Denn obwohl Impfungen bei einer Reihe von Infektionskrankheiten eine wirksame vorbeugende Maßnahme darstellen, besitzt nach neueren Untersuchungen mehr als die Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland keinen ausreichenden Impfschutz.

Doch viele Meldungen der letzten Jahre zeigen, dass die früher besiegt geglaubten Infektionskrankheiten auch bei uns wieder auf dem Vormarsch sind. Zu den Ursachen zählt neben der noch weiter ansteigenden Reiselust, die viele Menschen in die entlegensten Winkel der Erde bringt, und dem Auftreten immer neuer Antibiotikaresistenzen (d.h., dass viele Antibiotika nicht mehr bakterientötend bzw. -hemmend wirken) auch die zunehmende "Impfmüdigkeit".

So sind z.B. die in den vergangenen Jahren aufgetretenen Diphtheriefälle, bei denen der Erreger aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion nach Deutschland eingeschleppt wurde, alleine auf die niedrige Durchimpfung der Bevölkerung zurückzuführen. Die Hälfte dieser Erkrankungen endete tödlich.

Aber hört man nicht immer wieder von schweren Schäden, die durch Impfungen hervorgerufen wurden? Sicherlich gab es Impfschäden, und es gibt sie heute noch, doch war die Zahl dieser Schäden in früheren Jahren wesentlich höher als heute. Um die Impfbereitschaft der Bevölkerung nicht zu schmälern, hat man diese Impfschäden oft verschwiegen oder - noch schlimmer - vertuscht und/oder das Ganze als zufälliges Zusammentreffen zweier Ereignisse hingestellt, die nichts miteinander zu tun haben.

In den letzten Jahrzehnten ist die Zusammensetzung der Impfstoffe jedoch immer weiter verbessert worden. Es wird nun weniger mit abgeschwächten Lebendimpfstoffen geimpft. Impfstoffe, die nur noch aus Bruchteilen der Erreger bestehen, wurden entwickelt. Die Pockenschutzimpfung wurde nach Ausrottung der Pocken abgeschafft - sie war für die meisten Impfschäden verantwortlich. Darüber hinaus wird seit einigen Jahren auf die Empfehlung zur Tuberkulose-Schutzimpfung bei Kindern mit dem derzeit verfügbaren BCG-Impfstoff verzichtet. Die Empfehlung zur Polio-Impfung wurde geändert (keine Schluckimpfung mehr!). Impfschäden waren schon früher seltene Ereignisse und sind heute noch seltener geworden.

Vor einer Impfung sollte man in jedem Fall abwägen, ob das Risiko an einer bestimmten Infektionskrankheit zu erkranken und mögliche Folgeschäden davonzutragen höher ist als das Risiko eines möglichen Impfschadens.