Akute Krampfanfälle, insbesondere, wenn sie lange anhalten, sind bei Kindern und Jugendlichen mit einem drastisch erhöhten Gesundheitsrisiko assoziiert. Eine mögliche Therapieoption bei diesen gefährlichen Anfällen ist die rektale Verabreichung von Diazepam. Diese in der Regel effektive Behandlung hat jedoch auch Nachteile: Die soziale Akzeptanz ist oft schlecht und bei der Verabreichung kommt es nicht selten zu größeren Problemen. Letzteres trifft vor allem auf Kinderbetreuungsstätten und die dort tätigen Erzieher und Erzieherinnen zu. Unter anderem aus Angst vor dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs, wenn ein Medikament rektal verabreicht werden soll, lehnen die Betreuungspersonen von Kindern mit akuten Krampanfällen diese Notfallmedikation häufig ab und verständigen stattdessen - meist unnötiger Weise - den Rettungsdienst mit der Folge einer ebenso unnötigen Klinikeinweisung.
Eine gute Alternative zu dem rektal zu verabreichenden Diazepam ist die Gabe von bukkalem Midazolam. Dass dieses besser akzeptiert wird und zudem auch noch hocheffektiv ist, zeigt einmal mehr eine Kasuistik von Prof. Dr. Bernd Wilken, Direktor der Klinik für Neuropädiatrie / sozialpädiatrisches Zentrum am Klinikum Kassel, über die das Pharmaunternehmen Shire Deutschland GmbH vor Kurzem berichtete. Ein 3 Jahre altes Mädchen mit rezidivierenden Krampfanfällen sollte im Kindergarten im Notfall von den Erzieher/innen rektal Diazepam verabreicht bekommen. Letzteres lehnte das Kindergartenpersonal jedoch ab. Durch den Wechsel von rektalem Diazepam auf bukkales Midazolam erklärten sich Erzieher/innen dann dazu bereit, bei dem Kind das Notfallmedikament anzuwenden. „Die Vorteile der bukkalen Anwendung liegen auf der Hand: Das bukkale Midazolam ist einfach und schnell appliziert. Für die Anwendung ist kein Entkleiden des Patienten notwendig. Zudem wird Midazolam rascher eliminiert.
Nationale und internationale Leitlinien empfehlen das bukkale Medikament daher als Mittel der Wahl im ambulanten Umfeld“. Trotz dieser positiven Entwicklung betont Professor Wilken jedoch, dass eine gezielte Beratung, Aufklärung und Schulung der Betreuer unumgänglich ist und Epilepsiefachberater/innen dabei helfen könnten, Hemmschwellen abzubauen und die Versorgung im Umfeld des Kindes zu verbessern.